VIRGIL B/G TAYLOR
HANSA BOY
ETWAS DAS KOMMT NIE WIEDER VOR
Hansa Boy etwas das kommt nie wieder vor, 2020. Text, Installation (Rolled lead, organ pipes, olive oil, quartz sand, wood, stapled books) / (Walzblei, Orgelpfeifen, Olivenöl, Quarzsand, Holz, geheftete Bücher)
Virgil B/G Taylor, born in 1993 in New York City, makes fag tips, an online speculative zine. He is part of sssSsssssssss, a study-friendship with Ashkan Sepahvand, and a member of What Would An HIV Doula Do?, a collective of artists, writers, caretakers, activists and more gathered in response to the ongoing HIV/AIDS pandemic. He studied as a Meisterschüler at the Hochschule für Künste Bremen with Professor Natascha Sadr Haghighian.
Virgil B/G Taylor, geboren 1993 in New York City, erstellt Fag Tips, ein spekulatives Online-Zine. Er ist Teil von sssssssssssSs, eine Study-friendship mit Ashkan Sepahvand, und Mitglied von What Would An HIV Doula Do?, einem Kollektiv von Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Pfleger*innen, Aktivist*innen und anderen, die sich als Reaktion auf die anhaltende HIV/AIDS-Pandemie versammelt haben. Er studierte als Meisterschüler an der Hochschule für Künste Bremen bei Professorin Natascha Sadr Haghighian.
In many cities of the Roman Empire, lead was used to convey water in pipes. Small pieces of the pliable material were also taken from the ends of pipes and inscribed with spells to bind the fate of scorned lovers or competing athletes. These petty scraps of magic were bent, bound and twisted and set into sacred spots throughout the Roman world. The obscure writings are sometimes found to include passages referencing Jewish themes and the G-d of the Hebrews.
Bürgermeister-Smidt-Brücke in Bremen spans the Weser to both banks, at the tip of the Teerhof. The bridge is the most direct path to the Weserburg Museum where Virgil B/G Taylor placed his work etwas das kommt nie wieder vor alongside Hansa Boy. Bürgermeister Johann Smidt was a preeminent Bremer statesman in the first half of the nineteenth century. He is perhaps best known for the founding of Bremerhaven, in an effort to save the faltering Hansestadt from its silting river. As Senator, he represented the city-state in the Congress of Vienna where the new German Confederation took shape. Smidt took extra care to assure the individual German states would be allowed to separately determine the citizenship of the Jewish people living within their boundaries. It was his life’s work to exclude Bremen’s Jews from political and social life. As is referenced in Taylor’s bilingual Hansa Boy text, Bürgermeister-Smidt-Brücke was named for Smidt as part of Bremen’s inchoate denazification.
The installation in the Weserburg directly addresses the namesake of the bridge. The arrangement is made to lay open the fate of the unspeakable history bound up in the structure’s name. This work takes on the heavy metaphysical weight of lead and mixes it with the sand and oil, materials on which sheets of the metal are sometimes cast. Taylor invites visitors to take a copy of Hansa Boy.
In vielen Städten des Römischen Reichs wurde Blei verwendet, um Wasser in Rohren zu transportieren. Kleine Stücke des biegsamen Materials wurden von den Enden dieser Rohre entwendet und mit Zaubersprüchen beschriftet, um mit diesen das Schicksal verachteter Liebhaber oder konkurrierender Athleten zu besiegeln. Diese kleinen magischen Fetzen wurden gebogen und verdreht und an heiligen Orten in der ganzen römischen Welt verteilt. Die obskuren Beschriftungen enthielten manchmal Passagen, die sich auf jüdische Themen und den G*tt der Hebräer bezogen.
Die Bürgermeister-Smidt-Brücke überspannt in Bremen von der Spitze des Teerhofs die Weser zu beiden Ufern hin. Diese Brücke ist der direkteste Weg zum Weserburg Museum, wo Virgil B/G Taylor seine Arbeiten etwas das kommt nie wieder vor und Hansa Boy nebeneinander platziert. Bürgermeister Johann Smidt war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein herausragender Bremer Staatsmann. Am bekanntesten ist er vielleicht durch die Gründung von Bremerhaven geworden, in dem Bestreben, die ins Stocken geratene Hansestadt vor der Versandung ihres Flusses zu retten. Als Senator vertrat er den Stadtstaat auf dem Wiener Kongress, auf dem der neue Deutsche Bund Gestalt annahm. Smidt achtete besonders darauf, dass die einzelnen deutschen Staaten die Staatsbürgerschaft der innerhalb ihrer Grenzen lebenden jüdischen Mitbürger*innen gesondert bestimmen durften. Es war sein Lebenswerk, Bremens Juden vom politischen und sozialen Leben auszuschließen. Wie in Taylors zweisprachigem Hansa Boy-Text erwähnt, wurde die Bürgermeister-Smidt-Brücke im Rahmen der unvollständigen Entnazifizierung Bremens nach Smidt benannt.
Taylors Installation in der Weserburg richtet sich direkt an den Namensvetter der Brücke. Das Arrangement entstand, um das Schicksal der unaussprechlichen Geschichte offen zu legen, die an den Namen des Bauwerks gebunden ist. Der Künstler nutzt das schwere metaphysische Gewicht des Bleis und mischt es mit Sand und Öl — Materialien, aus denen Bleiplatten gegossen werden. Taylor lädt die Besucher*innen außerdem ein, eine Kopie von Hansa Boy mit zu nehmen.
Text: Albinas Teperis
VIRGIL B/G TAYLOR
HANSA BOY
ETWAS DAS KOMMT NIE WIEDER VOR
Hansa Boy etwas das kommt nie wieder vor, 2020. Text, Installation (Rolled lead, organ pipes, olive oil, quartz sand, wood, stapled books) / (Walzblei, Orgelpfeifen, Olivenöl, Quarzsand, Holz, geheftete Bücher)
Virgil B/G Taylor, born in 1993 in New York City, makes fag tips, an online speculative zine. He is part of sssSsssssssss, a study-friendship with Ashkan Sepahvand, and a member of What Would An HIV Doula Do?, a collective of artists, writers, caretakers, activists and more gathered in response to the ongoing HIV/AIDS pandemic. He studied as a Meisterschüler at the Hochschule für Künste Bremen with Professor Natascha Sadr Haghighian.
Virgil B/G Taylor, geboren 1993 in New York City, erstellt Fag Tips, ein spekulatives Online-Zine. Er ist Teil von sssssssssssSs, eine Study-friendship mit Ashkan Sepahvand, und Mitglied von What Would An HIV Doula Do?, einem Kollektiv von Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Pfleger*innen, Aktivist*innen und anderen, die sich als Reaktion auf die anhaltende HIV/AIDS-Pandemie versammelt haben. Er studierte als Meisterschüler an der Hochschule für Künste Bremen bei Professorin Natascha Sadr Haghighian.
In many cities of the Roman Empire, lead was used to convey water in pipes. Small pieces of the pliable material were also taken from the ends of pipes and inscribed with spells to bind the fate of scorned lovers or competing athletes. These petty scraps of magic were bent, bound and twisted and set into sacred spots throughout the Roman world. The obscure writings are sometimes found to include passages referencing Jewish themes and the G-d of the Hebrews.
Bürgermeister-Smidt-Brücke in Bremen spans the Weser to both banks, at the tip of the Teerhof. The bridge is the most direct path to the Weserburg Museum where Virgil B/G Taylor placed his work etwas das kommt nie wieder vor alongside Hansa Boy. Bürgermeister Johann Smidt was a preeminent Bremer statesman in the first half of the nineteenth century. He is perhaps best known for the founding of Bremerhaven, in an effort to save the faltering Hansestadt from its silting river. As Senator, he represented the city-state in the Congress of Vienna where the new German Confederation took shape. Smidt took extra care to assure the individual German states would be allowed to separately determine the citizenship of the Jewish people living within their boundaries. It was his life’s work to exclude Bremen’s Jews from political and social life. As is referenced in Taylor’s bilingual Hansa Boy text, Bürgermeister-Smidt-Brücke was named for Smidt as part of Bremen’s inchoate denazification.
The installation in the Weserburg directly addresses the namesake of the bridge. The arrangement is made to lay open the fate of the unspeakable history bound up in the structure’s name. This work takes on the heavy metaphysical weight of lead and mixes it with the sand and oil, materials on which sheets of the metal are sometimes cast. Taylor invites visitors to take a copy of Hansa Boy.
In vielen Städten des Römischen Reichs wurde Blei verwendet, um Wasser in Rohren zu transportieren. Kleine Stücke des biegsamen Materials wurden von den Enden dieser Rohre entwendet und mit Zaubersprüchen beschriftet, um mit diesen das Schicksal verachteter Liebhaber oder konkurrierender Athleten zu besiegeln. Diese kleinen magischen Fetzen wurden gebogen und verdreht und an heiligen Orten in der ganzen römischen Welt verteilt. Die obskuren Beschriftungen enthielten manchmal Passagen, die sich auf jüdische Themen und den G*tt der Hebräer bezogen.
Die Bürgermeister-Smidt-Brücke überspannt in Bremen von der Spitze des Teerhofs die Weser zu beiden Ufern hin. Diese Brücke ist der direkteste Weg zum Weserburg Museum, wo Virgil B/G Taylor seine Arbeiten etwas das kommt nie wieder vor und Hansa Boy nebeneinander platziert. Bürgermeister Johann Smidt war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein herausragender Bremer Staatsmann. Am bekanntesten ist er vielleicht durch die Gründung von Bremerhaven geworden, in dem Bestreben, die ins Stocken geratene Hansestadt vor der Versandung ihres Flusses zu retten. Als Senator vertrat er den Stadtstaat auf dem Wiener Kongress, auf dem der neue Deutsche Bund Gestalt annahm. Smidt achtete besonders darauf, dass die einzelnen deutschen Staaten die Staatsbürgerschaft der innerhalb ihrer Grenzen lebenden jüdischen Mitbürger*innen gesondert bestimmen durften. Es war sein Lebenswerk, Bremens Juden vom politischen und sozialen Leben auszuschließen. Wie in Taylors zweisprachigem Hansa Boy-Text erwähnt, wurde die Bürgermeister-Smidt-Brücke im Rahmen der unvollständigen Entnazifizierung Bremens nach Smidt benannt.
Taylors Installation in der Weserburg richtet sich direkt an den Namensvetter der Brücke. Das Arrangement entstand, um das Schicksal der unaussprechlichen Geschichte offen zu legen, die an den Namen des Bauwerks gebunden ist. Der Künstler nutzt das schwere metaphysische Gewicht des Bleis und mischt es mit Sand und Öl — Materialien, aus denen Bleiplatten gegossen werden. Taylor lädt die Besucher*innen außerdem ein, eine Kopie von Hansa Boy mit zu nehmen.
Text: Albinas Teperis