LISA SINAH MROZINSKI
EIN FENSTER BLINZELT LAUTLOS. EIN GUMMIBAUM SPRICHT: ‚MORD!‘
Ein Fenster blinzelt lautlos. Ein Gummibaum spricht: ‚Mord!‘, 2020. Installation / Installation
Lisa Sinan Mrozinski (born in 1988 in Wuppertal) studied art and design at the Hochschule für Künste Bremen. Since 2018, she has studied as a Meisterschülerin with Professor Heike Kati Barath. Sinan’s work has been shown in many group and
solo exhibitions, including in Bremen, Recklinghausen, Hagen and Wuppertal. In 2020, she received the Kunstschule Oldenburg
artist grant.
Lisa Sinan Mrozinski wurde 1988 in Wuppertal geboren. Von 2011 bis 2016 studierte sie dort Kunst und Design an der Bergischen Universität und anschließend Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen. Seit 2018 ist sie Meisterschülerin bei Professorin Heike Kati Barath. Sinans Arbeiten wurden in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt, u. a. in Bremen, Recklinghausen, Hagen und Wuppertal. 2020 erhielt sie das Arbeitsstipendium der Kunstschule Oldenburg.
One could describe Lisa Sinan as a travelling artist. Her works are composed of different materials, fabrics, colours and objects, which she transports from place to place in her car, only connecting them in an installation when she arrives at her destination. This methodical process can be compared to an unplanned move into the museum space, in which Sinan is forced to react spontaneously to the existing architecture of the room, without having the safety of a studio space to rehearse in.
Her work distinguishes itself in its confident feeling for colour and form. Through exact observation, she plays in apparent simplicity with the boundaries of sculpture fiction. Through an additive process, the existing room takes on the forms of towers and castle moats, a column is doubled, the exit door is colorfully accentuated and commented on. In other works, Sinan hides objects, under a tarpaulin, or behind the privacy screen of a typesetting case.
Alongside this clever and concise formal language, her works also demonstrate a highly personal characteristic. The titles, sounds used, or the small details allow insight into a completely individual humor, with which the artist creates her spaces, and in which she lives and works for an extended period of time during the installation of the work. The materials used come from her own personal arsenal; motifs such as the railing repeatedly return. Personal relationships can be glimpsed within these works, which lend them, in addition to their clear experimental nature, an accessibility without transgressing into the well-known: Lisa Sinan’s work is living, yet not private.
Man könnte Lisa Sinan eine fahrende Künstlerin nennen. Ihre Werke bestehen aus unterschiedlichen Materialien, Stoffen, Farben und Dingen, die sie in ihrem Auto transportiert und erst vor Ort zu großen Installationen verbindet. Dieses methodische Vorgehen gleicht einem ungeplanten Umzug in ein Museumszimmer, in dem Sinan immer wieder neu auf die vorgefundene Architektur reagieren muss — ohne das Atelier als sichere Probebühne.
Ihre Arbeiten zeichnet ein sicheres Empfinden für Farben und Form aus. Mit genauer Beobachtungsgabe spielt sie in vermeintlicher Simplizität mit den Grenzen bildhauerischer Fiktion. Durch additive Verfahren wird der vorhandene Raum in Türme und Burggräben verwandelt, verdoppelt sich eine Säule, die Ausgangsarchitektur wird farblich akzentuiert und kommentiert. In anderen Werken versteckt Sinan Reales, unter einer brauen Zeltplane oder hinter dem Sichtschutz eines Setzkastens.
Neben der klugen und prägnanten Formensprache weisen ihre Arbeiten einen hohen persönlichen Anteil auf. Die Titel, die verwendeten Sounds oder kleinen Details geben einen Einblick in einen ganz eigenen Humor, mit dem die Künstlerin Räume erschafft, in denen sie selbst viele Stunden lang während des Aufbaus gelebt und gearbeitet hat. Das verwendete Material stammt aus dem eigenen Fundus, bestimmte Motive wie das Geländer kehren immer wieder. Biografische Beziehungen schimmern durch diese Arbeiten und geben ihnen neben aller Experimentalität eine Zugänglichkeit, ohne ins Bekenntnishafte abzurutschen: Lisa Sinans Kunst ist lebendig, aber nicht privat.
Text: Svenja Reiner
LISA SINAH MROZINSKI
EIN FENSTER BLINZELT LAUTLOS. EIN GUMMIBAUM SPRICHT: ‚MORD!‘
Ein Fenster blinzelt lautlos. Ein Gummibaum spricht: ‚Mord!‘, 2020. Installation / Installation
Lisa Sinan Mrozinski (born in 1988 in Wuppertal) studied art and design at the Hochschule für Künste Bremen. Since 2018, she has studied as a Meisterschülerin with Professor Heike Kati Barath. Sinan’s work has been shown in many group and
solo exhibitions, including in Bremen, Recklinghausen, Hagen and Wuppertal. In 2020, she received the Kunstschule Oldenburg
artist grant.
Lisa Sinan Mrozinski wurde 1988 in Wuppertal geboren. Von 2011 bis 2016 studierte sie dort Kunst und Design an der Bergischen Universität und anschließend Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen. Seit 2018 ist sie Meisterschülerin bei Professorin Heike Kati Barath. Sinans Arbeiten wurden in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt, u. a. in Bremen, Recklinghausen, Hagen und Wuppertal. 2020 erhielt sie das Arbeitsstipendium der Kunstschule Oldenburg.
One could describe Lisa Sinan as a travelling artist. Her works are composed of different materials, fabrics, colours and objects, which she transports from place to place in her car, only connecting them in an installation when she arrives at her destination. This methodical process can be compared to an unplanned move into the museum space, in which Sinan is forced to react spontaneously to the existing architecture of the room, without having the safety of a studio space to rehearse in.
Her work distinguishes itself in its confident feeling for colour and form. Through exact observation, she plays in apparent simplicity with the boundaries of sculpture fiction. Through an additive process, the existing room takes on the forms of towers and castle moats, a column is doubled, the exit door is colorfully accentuated and commented on. In other works, Sinan hides objects, under a tarpaulin, or behind the privacy screen of a typesetting case.
Alongside this clever and concise formal language, her works also demonstrate a highly personal characteristic. The titles, sounds used, or the small details allow insight into a completely individual humor, with which the artist creates her spaces, and in which she lives and works for an extended period of time during the installation of the work. The materials used come from her own personal arsenal; motifs such as the railing repeatedly return. Personal relationships can be glimpsed within these works, which lend them, in addition to their clear experimental nature, an accessibility without transgressing into the well-known: Lisa Sinan’s work is living, yet not private.
Man könnte Lisa Sinan eine fahrende Künstlerin nennen. Ihre Werke bestehen aus unterschiedlichen Materialien, Stoffen, Farben und Dingen, die sie in ihrem Auto transportiert und erst vor Ort zu großen Installationen verbindet. Dieses methodische Vorgehen gleicht einem ungeplanten Umzug in ein Museumszimmer, in dem Sinan immer wieder neu auf die vorgefundene Architektur reagieren muss — ohne das Atelier als sichere Probebühne.
Ihre Arbeiten zeichnet ein sicheres Empfinden für Farben und Form aus. Mit genauer Beobachtungsgabe spielt sie in vermeintlicher Simplizität mit den Grenzen bildhauerischer Fiktion. Durch additive Verfahren wird der vorhandene Raum in Türme und Burggräben verwandelt, verdoppelt sich eine Säule, die Ausgangsarchitektur wird farblich akzentuiert und kommentiert. In anderen Werken versteckt Sinan Reales, unter einer brauen Zeltplane oder hinter dem Sichtschutz eines Setzkastens.
Neben der klugen und prägnanten Formensprache weisen ihre Arbeiten einen hohen persönlichen Anteil auf. Die Titel, die verwendeten Sounds oder kleinen Details geben einen Einblick in einen ganz eigenen Humor, mit dem die Künstlerin Räume erschafft, in denen sie selbst viele Stunden lang während des Aufbaus gelebt und gearbeitet hat. Das verwendete Material stammt aus dem eigenen Fundus, bestimmte Motive wie das Geländer kehren immer wieder. Biografische Beziehungen schimmern durch diese Arbeiten und geben ihnen neben aller Experimentalität eine Zugänglichkeit, ohne ins Bekenntnishafte abzurutschen: Lisa Sinans Kunst ist lebendig, aber nicht privat.
Text: Svenja Reiner